Ein New Deal für heute! Wie gestalten wir einen solidarischen und nachhaltigen Weg aus der Krise?
Im aktuellen Themensemester des Fachschaftsrats Sozialökonomie beschäftigen wir uns mit dem historischen Reformprojekt des New Deal und mit den weitreichenden gesellschaftspolitischen Konsequenzen, die aus der aktuellen Krise zu ziehen sind. Als Fachschaftsrat organisieren wir im Rahmen des Themensemesters Diskussionsveranstaltungen, ein (autonomes) studentisches Seminar und eine Themensemester Aktionswoche vom 15.-18. Juni 2021. Alle sind eingeladen, sich daran zu beteiligen!
Warum beschäftigen wir uns mit dem New Deal?
Die Covid19-Pandemie legt grundlegende Probleme der gesellschaftlichen Organisation offen und wirkt zugleich in vielfacher Hinsicht als Krisenkatalysator. Ein Weg aus der Krise besteht in nachhaltigen Verbesserungen und massiven öffentlichen Investitionen in Bildung, Kultur, Soziales, Arbeit, Nachhaltigkeit und Demokratie. Die gesellschaftliche Situation stellt damit auch die Sozialökonomie vor neue Herausforderungen: Wie gelingt nachhaltige Wirtschaftspolitik gegen die ökonomische Krise und für einen sozial-ökologischen Umbau? Wie gestalten wir ein Gemeinwesen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt? Wie kann ein gesellschaftliches Reformprogramm aussehen, das eine Antwort bietet auf die bestehenden Probleme und die Menschheit voranbringt?
Gegen die über lange Zeit forcierte Alternativlosigkeitsvorstellung gilt es ein neues geschichtliches Selbstbewusstsein zu erarbeiten. Wie bringen wir diese neue Konfliktfähigkeit hervor? Wie legen wir uns mit denjenigen Interessen an, die von der Alternativlosigkeitserzählung dieser Verhältnisse profitieren?
Der historische New Deal, der als Antwort auf eine ähnlich tiefgreifende Krise zu Beginn der 30er Jahre in den USA (“Great Depression”) durchgesetzt wurde, war ein umfassendes Reform- und Demokratisierungsprogramm. Mit massiven Beschäftigungs- und Investitionsprogrammen, einer Stärkung der Gewerkschaften und Arbeitnehmerrechte, einem Ausbau der sozialen Infrastruktur inklusive Bildung und Kultur sowie einer Regulierung des Finanzmarktes und massiver Vermögensbesteuerung trug er zu einer solidarischen Lösung der Krise bei. Beispielhaft seien hier folgende politische Maßnahmen angeführt:
Civilian Conservation Corps: Einsatz von 2,5 Mio. Jungen arbeitslosen Männern in der Landschaftspflege und Aufforstung. | Tennessee Valley Authority: Ausbau von Staudamm-Systemen zwecks Bewässerung, Bewirtschaftung u. Elektrifizierung | Civilian Works Administration: Öffentliche Beschäftigungsgesellschaft, mit der innerhalb von drei Monaten vier Mio. Jobs geschaffen wurden, u.a. Bau von Schulen, Straßen, Spielplätzen, Kindergärten; Unterstützung von 3.000 Künstler*innen u.a. zur literarischen und dokumentarischen Verarbeitung der Krisenjahre und des New Deal. | Securities and Exchange Commission: Staatliche Börsenaufsicht wurde eingeführt | National Labour Relations Act: Gesetzliche Absicherung des Rechts auf gewerkschaftliche Organisierung und Kontrolle der Beschäftigungsstandards. | Revenue Act: Einführung “Reichensteuer” bis 79% ab 1. Mio $, Erbschaftssteuer bis 45% und Unternehmensgewinnsteuer bis 27%.
Themensemester Aktionswoche vom 15.06. bis 18.06.2021
In der Woche vom 14.06. bis 18.06.21 findet die Aktionswoche des Themensemesters „Ein New Deal für heute!“ statt. Wir rufen alle Lehrenden und Studierenden am Fachbereich Sozialökonomie auf, sich an der Aktionswoche zu beteiligen und sich in dieser Woche in den Kursen thematisch mit der Frage des New Deals auseinander zu setzen.
Alle Kurse, die sich an der Aktionswoche beteiligen wollen werden in dieser Woche für die Öffentlichkeit geöffnet und gemeinsam in einer Wochenübersicht angekündigt. So haben wir die Möglichkeit, als Fachbereich zusammen zu kommen und über die dringend notwendigen gesellschaftlichen Reformen zu diskutieren, zu deren Realisierung wir aus der Sozialökonomie beitragen wollen. Sprecht die Aktionswoche also in euren Kursen an und diskutiert untereinander ob und wie ihr euch daran beteiligen wollt.
Ob die Aktionswoche in Präsenz im Hörsaal oder wie im letzten Jahr auf dem Campus stattfinden wird ist noch nicht geklärt. Klar ist aber, dass es in jedem Fall wieder die Möglichkeit geben wird, in Präsenz (und online) mitzudiskutieren. Einen Eindruck davon, wie die Aktionswoche im letzten Jahr ausgesehen hat, könnt ihr hier bekommen.
Das Programm für die Aktionswoche als pdf findet ihr hier, sowie auch einzelne ausführliche Ankündigungen hier.
Weitere Infos folgen!
Wir freuen uns auf erkenntnis- und folgenreiche Diskussionen! Bei Fragen oder Ideen schreibt uns gerne eine Email an: fsr-sozoek[at]uni-hamburg.de
Themensemester Seminar, jeden Freitag um 16:15 Uhr
Im Rahmen des Themensemesters organisieren wir als Fachschaftsrat Sozialökonomie ein autonomes studentisches Seminar, jeden Freitag um 16:15 Uhr, beginnend am 16.04. Das Seminar findet in Präsenz statt, der Raum dafür wird per Email bekannt gegeben. Schreibt uns für die Teilnahme einfach eine Email an: fsr-sozoek@uni-hamburg.de
Inhaltlich wollen wir uns im Rahmen des Seminars mit den historischen Errungenschaften des New Deals und einer Aktualisierung für heute auseinandersetzen. Dabei wollen wir uns u.a. folgenden Fragestellungen widmen:
- Wie kommt es zu Krisen im Kapitalismus und inwiefern ist der New Deal eine Lösung dafür?
- Welche Rolle spielen Kunst und Kultur für gesellschaftliche Emanzipation und inwiefern war das im New Deal realisiert?
- „Es rettet uns kein höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun…“ Wer setzt einen New Deal durch?
- Green New Deal: wie ist der Zusammenhang zwischen der ökologischen und der sozialen Frage?
- „The only thing we need to fear is fear itself.“ Wie überwinden wir „Angst essen Seele auf“?
Wie kann man sich beteiligen?
Wir rufen alle Kommiliton*innen und Lehrenden am Fachbereich dazu auf, sich am Themensemester zu beteiligen und die Fragen auch in den Kursen zu diskutieren. Erste Ergebnisse sollen in einer Aktionswoche im Juni 2021 zusammengetragen werden.
Wenn ihr euch beteiligen wollt oder Rückfragen und Ideen habt, schreibt uns gerne an: fsr-sozoek[at]uni-hamburg.de