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„Die Kurden. Ein Volk zwischen Unterdrückung und Rebellion“ – Buchvorstellung mit Kerem Schamberger/Michael Meyen und Ramazan Mendanlioğlu
11. Januar 2019 @ 18:00 - 20:30
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Veranstalter: Referat für Internationale Studierende (RIS) im AStA der Uni Hamburg, Fachschaftsrat Sozialökonomie der Uni Hamburg, Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland (Nav-Dem) Hamburg
„Autonomie und demokratischer Konföderalismus. Eine Gesellschaft, in die sich jeder einbringen kann und in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind, eine Gesellschaft, die sich nicht dem Profit unterordnet und die so auch Umwelt und Ressourcen schont – in einer Region, in der man vieles erwartet, nur das nicht. Emanzipation da, wo nicht wenige Männer Zweit- und Drittfrauen haben und wo weder Tradition noch Religion diese Männer davon abzuhalten scheinen, Weib und Schwester zu schlagen, wenn sie es für nötig halten.“ (Kerem Schamberger/Michael Meyen, „Die Kurden“, S. 121)
So beschreiben die beiden Autoren Kerem Schamberger und Michael Meyen die Schwierigkeiten zwischen Utopie und Realität in Rojava. Auf Initiative linker kurdischer Kräfte wird in diesem autonomen Gebiet in Nordsyrien aktuell ein Entwicklungsmodell für die gesamte Region aufgebaut. Es gründet auf dem Kampf für eine radikale politische wie wirtschaftliche Demokratie, soziale Gleichheit, Frauenbefreiung, gleichberechtigende kulturelle Pluralität, ökologische Nachhaltigkeit und Frieden. Bildung spielt dabei eine zentrale Rolle für Selbst- und Gesellschaftsveränderung. Das wirkungsvolle Drängen auf gesellschaftliche Lebensfreude und solidarische Selbstbestimmung inmitten von Imperialismus, feudalen Strukturen und Krieg ist für die Regierung in der Türkei eine immense Bedrohung. Deshalb wird dieser Alternative vom türkischen Regime ein Krieg aufgezwungen, der jüngst im Angriff auf Afrin gipfelte. Von der BRD aus wird dieser Krieg gegen die kurdische Bevölkerung im türkischen und syrischen Teil Kurdistans vor allem mit Waffen und Amtshilfe bei der Kriminalisierung politischer Aktivität der kurdischen Bewegung unterstützt. Schon das Zeigen eines Bildes des Vorsitzenden der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) Abdullah Öcalan, der kurdischen Verteidigungseinheiten YPG und YPJ gegen den IS sowie des Logos des Verbandes der Studierenden aus Kurdistan wird hier strafrechtlich verfolgt.
Warum verfolgen die deutschen Behörden die kurdische Bewegung? Wer sind überhaupt „die Kurden“ und was geht uns diese Bevölkerung von mehr als 30 Millionen Menschen an? Wieso wurde nach der Zurechtschneidung des Nahen und Mittleren Ostens nach dem Ersten Weltkrieg die kurdische Sprache, Kultur und Identität zu beseitigen versucht? Wer sind die AktivistInnen der kurdischen Bewegung? Wie werden in Rojava Wirtschaft, Verwaltung und Demokratie aufgebaut und gelebt und welche Bedeutung haben Bildung, Kultur und Wissenschaft dabei? Was können fortschrittliche Kräfte dort und hier voneinander lernen? Und was sollten wir hier ändern?
Diese und andere Fragen können mit den Autoren diskutiert werden, die für dieses Buch in den Nordirak und nach Rojava gefahren sind. Sie haben in Deutschland kurdische, türkische und deutsche Journalistinnen und Wissenschaftler interviewt, die gegen den Mainstream schwimmen. In unserer Buchvorstellung wollen wir neben einer grundlegenden Einführung in die Thematik einen besonderen Fokus auf die Organisation von Bildung und Wissenschaft legen.
Referenten unserer Veranstaltung sind die beiden Autoren Kerem Schamberger, politischer Aktivist und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LMU München, und Michael Meyen, gelernter Journalist in der DDR und beim MDR und heute Professor für Kommunikationswissenschaft an der LMU München. Zur aktuellen Situation beim Aufbau von Hochschulen in Rojava wird Ramazan Mendanlioğlu, Doktorand an der Akademie der Weltreligionen der Uni Hamburg, sprechen.