Sozialökonomie? Ein lebendiges Zukunftsprojekt!

Wir sind entschlossen, die Menschheit von der Tyrannei der Armut und der Not zu befreien und unseren Planeten zu heilen und zu schützen. Wir sind entschlossen, die kühnen und transformativen Schritte zu unternehmen, die dringend notwendig sind, um die Welt auf den Pfad der Nachhaltigkeit und der Widerstandsfähigkeit zu bringen. Wir versprechen, auf dieser gemeinsamen Reise, die wir heute antreten, niemanden zurückzulassen.

(Resolution der UN-Generalversammlung vom 25. September 2015: „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“, Sustainable Development Goals)

Inhalt:


Wofür Wissenschaft?

Die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen „zur Entwicklung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft“ (Leitbild Uni Hamburg) spitzen sich immer weiter zu. Als Hochschule haben wir uns im Struktur- und Entwicklungsplan darauf verpflichtet, an der Umsetzung der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen zu arbeiten [1]. Im Raum stehen dabei Fragen wie: Schaffen wir eine bedarfsorientierte, demokratische und ökologisch nachhaltige Energieversorgung oder kommt es zu einer Rodung des Hambacher Forst? Gelingt die Realisierung des Grundrechts auf Wohnen für alle HamburgerInnen oder werden weiterhin Jahr für Jahr die Sozialwohnungen zu privaten Profitobjekten? Wie überwinden wir die soziale Spaltung zwischen 285.000 von Armut Betroffenen und 42.000 MillionärInnen in Hamburg? Welche Arbeitsbedingungen und Finanzierung brauchen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen für die Herstellung der Menschenwürde statt Profiten? Wie kann ein Rentensystem gestaltet werden, das Allen sozio-kulturelle Teilhabe im Alter ermöglicht? Wie ist der Aufstieg der Rechten sozialökonomisch begründet und was ist nachhaltig wirksames Vorgehen gegen Ideologien und Akteure der Ungleichheit?

Diese Fragen und Ziele schreien nach einer praxisorientierten Wissenschaft, welche interdisziplinär im Sinne des Gemeinwohls die Wechselwirkungen zwischen ökonomischer, sozialer und politischer Sphäre der Gesellschaft in den Blick nimmt, und die politische Umsetzung zum Teil des Forschungsprozesses macht: der Sozialökonomie.

Sozialökonomie ist für uns…[2]

 politisch!
  • „Wir treten ein für gesellschaftliche Demokratisierung, wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und ökologische Verantwortung.“ [3]
  • Praxisrelevanz der Fragestellung: Wissenschaft zur Analyse und Lösung gesellschaftlicher Probleme vom Standpunkt der Lohnabhängigen
  • politische Praxis als bewusst reflektierter Teil des Forschungsprozesses
  • Analyse von Wirklichkeit und Möglichkeit, ebenso Analyse der Verhinderungen bzw. Hürden des Möglichen
geschichtsbewusst!
  • gesellschaftliche Entwicklung ist ein geschichtlicher, politisch gemachter Prozess
  • entsprechend brauchen wir ein historisches Herangehen zum Verständnis des aktuellen status quo als Momentaufnahme eines sich aus der Vergangenheit in die Zukunft wälzenden Prozesses
  • Die Entwicklung von Wissenschaft muss als Teil gesellschaftlicher, geschichtlicher Auseinandersetzung verstanden werden, innerhalb derer sich unterschiedliche Paradigmen im Widerstreit von gesellschaftlichen Interessen herausgebildet haben (bspw. Neoklassik/Keynesianismus/Marxismus etc.)[4]
interdisziplinär!
  • Untersuchung der Wechselwirkung und Widersprüche insbesondere der ökonomischen, sozialen und politischen Sphären der Gesellschaft
  • Interdisziplinäre Vorgehensweise durch Kooperation disziplinär spezialisierter KollegInnen oder Einbezug von Forschungsergebnissen anderer Disziplinen
Bildung mündiger Persönlichkeiten!
  • Antifaschistisch begründete Bildung durch Wissenschaft statt Halbbildung zu fachidiotischem Gehorsam

 

Der heutige akademische Kapitalismus (R. Münch[5]) ist gekennzeichnet durch soziale Prekarität[6], Leistungspunkte- und Drittmittelabhängigkeit[7], Refeudalisierung der Organisationsstruktur[8], Leistungsdruck und Konkurrenz, Unterfinanzierung[9]und Raumknappheit sowie die organisierte Belanglosigkeit von Postmoderne bis Positivismus[10]. Den Höhepunkt dieser Deformation bildet die elitäre Exzellenzstrategie[11].Studium und Lehre sind durch starke Entfremdungstendenzen gekennzeichnet. Im Studium sollen das „Produkt“ eines absolvierten Kurses die durch bestandene Prüfung erworbenen Leistungspunkte sein, die am Ende des Studiums eingetauscht werden gegen ein Bildungszertifikat, welches von (zukünftigen) ArbeitgeberInnen als Anreiz zum Kauf der Arbeitskraft akzeptiert werden soll. Lehrinhalte und Persönlichkeitsentwicklung treten so in den Hintergrund. Statt studienbegleitendem Prüfen stecken wir eher in prüfungsbegleitendem Studieren. Unsere sozial prekäre Lage als Studierende und Wissenschaftlicher Mittelbau soll uns zu Angepasstheit erziehen. Für Lehrende drückt sich die Tendenz zur Zweck-Mittel-Verkehrung aus in DrittmittelabhängigkeitundEntfremdung von Inhalten durch Publikationsdruck in anerkannten Journals.

Doch nach jahrelangem emanzipatorischem Engagement (u.a. gegen „Bologna“ und für die Abschaffung der Studiengebühren) ist die unternehmerische Hochschule heute ideologisch erschöpft. Es herrscht ein systematischer „doublespeak“ (J. Hörisch[12]) von öffentlichem Mitmachen trotz eigentlicher Ablehnung.

Mit vorliegendem Programm wollen wir diesen „double speak“ durchbrechen und als Fachschaftsrat ein Plädoyer für eine (Wieder)Belebung der Sozialökonomie als lebendiges und notwendiges Zukunftsprojekt halten. Dafür wollen wir im Bereich Studienreform, Demokratie, Wissenschaftspolitik und (Fachbereichs)Kultur Einiges anpacken, was wir mit euch diskutieren wollen! Wir wollen uns gemeinsam organisieren für politische Verbesserungen statt uns gegenseitig für strukturelle Probleme individuell verantwortlich zu machen. Dafür lohnt ein Lernen aus der Geschichte…

Woher? Wohin?[13]

Die Geschichte unseres Fachbereichs beginnt mit dem ersten Tag des Unterrichts an der Akademie für Gemeinwirtschaft (AfG) am 15. November 1948. Gegründet von Gewerkschaften, Genossenschaften und SPD sollte sie als Teil des antifaschistischen Aufbruchs für Sozialisierung und Demokratisierung die Führungskräfte des gemeinwirtschaftlichen Sektors ausbilden, das akademische Monopol für Bürgerkinder brechen und die theoretische Grundlage der Gemeinwirtschaft schärfen. Gemeinwirtschaft beanspruchte das Prinzip der Bedarfsdeckung und Wirtschaftsdemokratie entgegen Gewinnmaximierung und Monopolbildung gesellschaftlich zu stärken bzw. zu verallgemeinern.[14]Damit war diese Akademie – bei allen Schwierigkeiten der faschistischen Kontinuitäten in der Nachkriegs-BRD – Teil einer sozialen Bewegung für soziale Gleichheit, wirtschaftliche Demokratie und Allgemeinbildung.[15]

Im Zuge der Westintegration der BRD und der Restauration des Kapitalismus (Marshallplan etc.) verlor die AfG ihren Forschungsgegenstand und verwandelte sich in die Akademie (später Hochschule) für Wirtschaft und Politik. Geforscht wurde gewerkschaftsnah[16], die Hochschulorganisation gehörte zu den demokratischsten der BRD[17], forschendes Lernen war in interdisziplinären Projektstudiumszusammenhängen[18]realisiert, es gab eine vitale Kultur interdisziplinärer Forschung(sförderung)[19]und unzählige Studierende entwickelten sich mit offenem Hochschulzugang jenseits vorgefertigter Bahnen[20].

Daher war diese Hochschule seit jeher den Konservativen ein Dorn im Auge. Unter dem CDU-FDP-Schill-Senat wurde sie 2005 in die Universität Hamburg integriert mit dem Ziel, das kritische Rückgrat zu brechen[21]. Seit der Zwangsintegration der HWP in die Universität Hamburg wurden die Professuren von 48 auf aktuell noch 29 reguläre ProfessorInnen in unserem Fachbereich zusammengestrichen. Von der gleichmäßigen Verteilung von 12 Professuren pro Fachgebiet wurde der Schwerpunkt massiv in Richtung Betriebswirtschaftslehre verschoben und die rechtswissenschaftlichen KollegInnen an den Rande der Arbeitsfähigkeit gedrängt. Das wissenschaftskritische, heterodoxe Profil aller Disziplinen wurde bewusst hin auf Mainstreamisierung und Drittmittelfähigkeit getrimmt.

Durch studentisches Engagement im Zusammenwirken mit unzähligen Akteuren gelang (aber) die Bewahrung wesentlicher Elemente: offener Hochschulzugang (ohne Abitur!), Interdisziplinarität, selbständige Organisationseinheit, hochwertige Orientierung in der Studieneingangsphase, verbliebene heterodoxe Ansätze bzw. WissenschaftlerInnen etc.

Was nun tun?

Nach zarten Elementen der Entrestriktionierung (4. Prüfungsversuch, Abschaffung der Studienverlaufsfristen etc.) des Studiums und großen Schritten hin zu einer Repolitisierung der Wissenschaft rund um das Thema „Nachhaltigkeit“[22]und Auseinandersetzungen rund um #hwpbesetzt[23]ist es nun an uns, die „Sozialökonomie“ als lebendiges Zukunftsprojekt[24](wieder) zu beleben. Dies wollen wir gerne mit allen Mitgliedern, Ehemalige und SymphatisantInnen unseres Fachbereichs diskutieren und stellen dafür im Folgenden ein paar steile Thesen auf. Wir freuen uns auf produktiven Streit, fruchtbare Diskussionen und viel gemeinsames Lernen! Wir schlagen folgende anzugehende Reformschritte vor…

Studienreform
  • Themensemester[25]als Fachbereichsaufgabe verstetigen und ausbauen: bspw. Sammelpublikation aller Beiträge
  • „Bologna“ beerdigen: massive Reduktion der Prüfungslast, Masterplatzgarantie, Abschaffung Credit-Points
  • (Wieder)Belebung Projektstudium[26]: gesellschaftspolitisches, interdisziplinäres, exemplarisches und forschendes Lernen bspw. als übergreifender Kurs von mindestens zwei Fachgebieten
  • IGKs als problemorientierte, forschende, interdisziplinäre, eingreifende Einführung in die Sozialökonomie stärken[27]
Demokratisierung
  • Fachgebietsausschüsse (Soz., VWL, Recht, BWL) als disziplinäre demokratische Herzkammern[28]
  • Fachbereichs-Rat zum wissenschaftspolitischen Zentrum fachbereichsweiter Kooperation verwandeln
  • mitgliedergruppenübergreifende Vollversammlungen
  • (Start)Finanzierung sozialökonomischer Forschung des Fachbereichs in demokratischem Verfahren
Wissenschaftspolitik
  • Unbefristete Beschäftigungsverhältnisse im Mittelbau[30]
  • Überführung des „Lehrstuhlprinzips“ persönlicher Abhängigkeit in eine demokratisch souveräne Departmentstruktur[31]
  • Maßstäbe der Berufungspolitik auf Gesellschaftskritik, Methoden- sowie Paradigmenpluralität und Sozialökonomie ausrichten
Kultur
    • Mehr Aufenthaltsgelegenheiten im Gebäude
    • „Jour Fixe Sozialökonomie“ zu aktuellen Fragen/Forschungsarbeiten
    • Sozialökonomisches Magazin/„VMP9“ wiederbeleben[32]
    • Sommerfest und Kneipenabende des Fachbereichs

  • Qualitativer und quantitativer Ausbau der Orientierungseinheiten
  • Ende der Dämonisierung der (Geschichte der) Hochschule für Wirtschaft und Politik und stärkere Einbindung des reichhaltigen Erfahrungsschatzes des Alumnivereins GdFF in aktuelle Fachbereichsdiskussionen[33]

(Stand: Dezember 2018)


[1]       SDG-Patenschaften an der UHH: https://www.nachhaltige.uni-hamburg.de/projekte/sdg-patenschaften.html.

[2]       Für bisherige Debatten um Theorie und Praxis von „Sozialökonomie siehe Alfred Oppolzer1990: „Sozialökonomie – Zu Gegenstand, Begriff und Geschichte eines interdisziplinären und praxisbezogenen Wissenschaftskonzeptes“ | Ulla Ralfs2006: „Von der Sozialökonomie zur Soziologie des Ökonomischen“ | Rainer Volkmann2011: „Sozialökonomie ist nicht mehr das, was sie einmal war, war aber auch nie das, wofür sie gehalten wird“ | Udo Reifner2012: „Sozialökonomie in Hamburg – Abschied (von) der HWP“ (und Erwiderung Dieter Koch) | Karsten Nowrot2015: „Sozialökonomie als disziplinäre Wissenschaft“; alle Texte unter – ANLAGE 1.

[3]       ANLAGE 2.

[4]       Vgl. dazu beispielhaft die Abschiedsvorlesung von Rainer Volkmann (2012), der dies für die VWL durchdekliniert: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/13221/.

[5]       Vgl. neben seinem entsprechenden Suhrkamp-Buch auch eine aktuelle Kritk der Exzellenz-Förderung: http://blog.soziologie.de/2016/05/akademischer-shareholder-kapitalismus_teil-1/.

[6]       Studierende: Ein Drittel der HHer Durchschnittsstudierenden gibt an, die Sicherung des eigenen Lebensunterhalts sei nicht sichergestellthttp://schluss-mit-austeritaet.de/artikel_297.html; Wiss. Mittelbau: Befristungsquote 93%, 53% davon mit Laufzeit bis zu einem Jahr (Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017 u.a.).

[7]       Siehe bspw. die Auswertung des DFG-Förderatlas 2018 durch Torsten Bultmann (BdWi): https://www.studis-online.de/HoPo/art-2119-foerderranking-dfg-2018.php; an der Uni HH ist von 2009‐2016 der Anteil der Grund- an Gesamtfinanzierung von 72% auf 60% gesunken, der Anteil temporärer Mittel von 28% auf 40% gestiegen.

[8]       Starke Kompetenzen für Dekanate und Präsidium, Wiederauferstehung von Professorien, entpolitisierte Kultur.

[9]       Professuren HWP (2005): 48, Aktuell FB SozÖk: 29 | Die mit Schuldenbremse fixierte jährliche Steigerungsrate von 0,88 Prozent des Grundbudgets der UHH verursacht– auf Grund der tatsächlichen Tarif‐ und Preissteigerungsraten – im Zeitraum 2013‐2020 ein Defizit in der Höhe von rd. 96 Mio. Euro.

[10]     In der VWL hat sich gegen diese Tendenz nach der Krise 2008ff das Netzwerk Plurale Ökonomik gegründet: plurale-oekonomik.de; in der Soziologie hat sich von der durchaus gesellschaftskritischen DGS eine positivistische Fraktion als „Akademie für Soziologie“ abgespalten: https://www.deutschlandfunk.de/soziologenstreit-welche-aufgaben-hat-die-soziologie.1148.de.html?dram:article_id=423623.

[11]     Gegen Fortführung der Exzellenzinitiative hat sich bundesweite Ini gegründet: https://exzellenzkritik.wordpress.com/.

[12]     https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/wissenschaftler-gegen-exzellenzinitiative-14249500.html.

[13]     Als Überblick über 50 Jahre HWP empfehlen sich Wulf D. Hunds Sammelband „Von der Gemeinwirtschaft zur Sozialökonomie. 50 Jahre Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg.“ (1998) oder Bärbel Borries-Pusbacks „Keine Hochschule für den Sozialismus Die Gründung der Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg 1945–1955“.

[14]     Vgl. Harald Mattfeldt „Eine antikapitalistische Botschaft? Die Gemeinwirtschaft und ihre Akademie“ in: Wulf D. Hund (Hg.) „Von der Gemeinwirtschaft zur Sozialökonomie. 50 Jahre Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg.“ (1998), S. 19-26.

[15]     Eine wesentlich kritischere Einschätzung zu Lehrpersonal und völkischem Erbe der Gemeinwirtschaft(sideologie) vertritt (gut begründet) Udo Reifner in seiner bereits erwähnten Abschiedsvorlesung „Sozialökonomie in Hamburg – Abschied (von) der HWP“ (2012).

[16]     Beim DGB Hamburg existierte seit Beginn der 80er Jahre bspw. die „Kooperationsstelle Hochschule – Gewerkschaften“: „Zahlreiche Forschungsprojekte, Arbeitstagungen, Ringvorlesungen, Handlungshilfen für betriebliche Interessenvertreter und ähnliches sind unter Mitarbeit von HWP-Angehörigen entstanden.“ Quelle: „Kaderschmiede für Funktionäre? Die HWP als Kooperationspartner der Gewerkschaften“ von Jürgen Prott in „Von der Gemeinwirtschaft zur Sozialökonomie“ von Wulf D. Hund (Hg.) (S. 27-34).

[17]     Bspw. galt zwischen Erlass HWP-Gesetz 1970 und HmbHG 1978: „Der Hochschulrat, das einzige und zentrale Gremium der akademischen Selbstverwaltung, wurde fast ‚drittelparitätisch‘ besetzt mit fünf Dozenten, fünf Vertretern der wissenschaftlichen Mitarbeiter, fünf Studenten und zwei Angehörigen des Verwaltungspersonals.“aus: Karl-Jürgen Bieback „Von der Staatsanstalt zum  Unternehmen – 50 Jahre Hochschulgesetzgebung zur HWP“ in „Von der Gemeinwirtschaft zur Sozialökonomie“ von Wulf D. Hund (Hg.) (S. 89-95).

[18]     An der HWP wurden Projektstudienzusammenhänge vor allem im Zuge der (Neu-)Gestaltung des vier-semestrigen sozialökonomischen Studiengangs als Diplom II nach dem ersten Diplom nach sechs Semestern realisiert. Nach den Prinzipien der Interdisziplinarität, Praxisbezogenheit und Exemplarität sowie des Empiriebezugs bildete das Herzstück dieses Studiengangs ein drei-semestriges Projektstudium. Realisierte Projekte waren bspw. „Monopolistische Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftspolitik am Beispiel des wirtschaftspolitischen Programms der Bundesregierung“ (H. Schui und W. Goldschmidt), „Regionale Beschäftigungspolitik am Beispiel des Hamburger Hafens“ (l. Hajen und L. Zechlin), „Alternativen der Verbraucherrechtsberatung“ (U. Reifner und E. Haider). Das Diplom II ist der formale und inhaltliche Vorläufer des aktuellen Masterstudiengangs „Ökonomische und Soziologische Studien“ des FB SozÖk. Das Herzstück ist darin weiterhin die zweisemestrige Lernwerkstatt, welche von Lehrenden aus Soziologie und VWL angeleitet wird.

[19]     Bspw. existierte ein Forschungsverfügungsfonds des „Leistungsbereich Forschung“ der HWP, welcher aus hauseigenen Mitteln – nach hochschulöffentlichem Hearing – interdisziplinäre Forschungszusammenhänge zu gesellschaftspolitisch aktuellen Themen mit einer halben Stelle und Sachmitteln förderte. Siehe dazu bspw. den Artikel „HWP vergibt Forschungsgelder“ (S. 6) des HWP-Magazins 3/2001 – ANLAGE 3.

[20]     Vgl. Peter Bendixen „Vorsicht, Nachdenken! Verkehrszeichen auf dem ‚Zweiten Bildungsweg‘ “ in „Von der Gemeinwirtschaft zur Sozialökonomie“ von Wulf D. Hund (Hg.) (S. 47-54).

[21]     Vgl. die Broschüre „HWP in Bewegung – Studierendenproteste gegen neoliberale Hochschulreformen“: https://www.vsa-verlag.de/detail/artikel/hwp-in-bewegung-1/.

[22]     Vgl. bspw. das Eröffnungspanel der Soziologieclusterberufung Nachhaltigkeit: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/l/4883oder die zahlreichen SDG-Patenschaften von Mitgliedern unseres Fachbereichs (siehe oben)

[23]     Vgl. u.a. (besonders neben der Besetzungserklärung) das Auswertungsflugblatt des FSR Sozialökonomie dazu: https://fsr-sozialoekonomie.de/anlass-erreichtes-weitermachen/.

[24]     Vgl. dazu auch die ähnlich lautende Tagung des Zentrums für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS) unseres Fachbereichs: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/l/4433; auch in Buchform: https://www.metropolis-verlag.de/Sozialoekonomie—ein-Zukunftsprojekt/1153/book.do.

[25]     Fachbereichsweite Themensemester wurden nach studentisch organisierten zu den Themen „G20“ und „Austerität versus Solidarität“ etabliert, aktuell läuft es zum Thema „Gesundheit, Pflege, Care-Arbeit“: https://www.wiso.uni-hamburg.de/fachbereich-sozoek/ueber-den-fachbereich/aktuelles/material-zu-aktuelles/181128-themensemester-flyer.pdf.

[26]     Aktuell läuft im Rahmen des 100-jährigen Uni-Jubiläums dazu ein mit 5000€ gefördertes studentisches Projekt des FSR Sozialökonomie unter dem Titel „Impulse aus dem Projektstudiums-Konzept an der HWP für die Zukunft“.

[27]     Vgl. dazu als Anregung den Artikel von Werner Goldschmidt „Vom Zauber der Interdisziplinarität – Planung und Erprobung des Interdisziplinären Grundkurses“ in „Von der Gemeinwirtschaft zur Sozialökonomie“ von Wulf D. Hund (Hg.) (S. 62-67).

[28]     Aktuell finden im Fachgebiet BWL keine mitgliedergruppenübergreifenden Ausschusssitzungen mehr statt. In der VWL finden diese einmal pro Semester und eher formal (Lehrplanung o.ä.) statt. Recht und Soziologie laufen gut. In der Soziologie hat sich darüber hinaus ein öffentliches FG-Kolloquium etabliert.

[29]     Siehe Fußnote 19.

[30]     Dazu verweisen wir auf das Netzwerk für gute Arbeit in der Wissenschaft, eine Art Nachfolger der Bundes-Assistentenkonferenz. Es fordert u.a. die Abschaffung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, angemessene Entlohnung von Lehraufträgen und Titellehre, Auflösung der Lehrstühle zugunsten einer demokratisch organisierten Departmentstruktur und die Umstellung vom Projektbetrieb auf den Ausbau der Grundfinanzierung der Hochschulen in Anpassung an die realen Studierendenzahlen; Quelle: http://mittelbau.net/wp-content/uploads/sites/51/2017/09/Forderungen_NGAWiss._31.8pdf.pdf.

[31]     Siehe vorige Fußnote.

[32]     Die „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Fachbereichs Sozialökonomie (vormals HWP) e.V.“ haben eine studentisches Magazin des Fachbereichs – die VMP9 – unterstützt: http://gdff.de/aktivitaeten/; aktuell muss sich ein neues Redaktionskollektiv erst wieder finden.

[33]     Ein Gespenst geht um am Fachbereich Sozialökonomie. Es ist das Gespenst der HWP. Obwohl seit 2005 Geschichte wird noch heute mit viel Verve und Nachdruck die Geschichte der HWP zu entfernen versucht aus dem aktuellen Bewusstsein des Fachbereichs. Dies können wir nur als versuchte Verdrängung der inhaltlichen Gefahr (der kritischen Alternative) für den heutigen Hochschulbetrieb deuten. Deswegen muss für das heutige Überwinden der Unternehmerischen Hochschule auch die forcierte Geschichtsvergessenheit der eigenen Institution überwunden werden.