Personalsituation im Krankenhaus

Kürzen wir uns gesund? Podiumsdiskussion zum Personalnotstand im Krankenhaus als sozialökonomische Herausforderung!


mit   Wolfgang Menz, Professor für Arbeitssoziologie am Fachbereich Sozialökonomie der UHH

Kirsten Rautenstrauch, Krankenpflegerin in einem Hamburger Krankenhaus und im „Hamburger Bündnis für  mehr Personal im Krankenhaus“

Martin Sauber, Dozent für Volkswirtschaftslehre am Fachbereich Sozialökonomie der UHH


Mittwoch, 15.11 .17, 18 Uhr c.t., im Fachbereich Sozialökonomie (VMP 9) als Teil der OE-Sozialökonomie

im Anschluss Kneipenabend im Café Knallhart



22851985_860054567505614_1621994534857124779_nBundesweit fehlen laut einer aktuellen Studie der HansBöcklerStiftung mindestens 100.000 PflegerInnen im Krankenhausbereich. In den USA kommen durchschnittlich 5,3 PatientInnen auf eine Pflegefachkraft, in den Niederlanden 7, in Schweden 7,7. In Deutschland müssen sich Kranken und GesundheitspflegerInnen dagegen im Schnitt um 13 PatientInnen kümmern. Laut ver.di fehlen bundesweit 162.000 Vollzeitstellen. Das sind allein 4.200 für Hamburg. Nach Schätzungen des bundesweiten Aktionsbündnisses Patientensicherheit sterben in 0,1 Prozent der Krankenhausfälle Patientinnen durch vermeidbare Fehler. Bei 19,2 Mio. Behandlungen im Krankenhaus im Jahr 2015 sind das ca. 19.200 Menschen. In der Zeit von 1995 bis 2015 wurden über 30.300 Pflegekräfte (Vollzeitstellen) in den Krankenhäusern Deutschlands abgebaut. Das macht ein Minus von ca. 8,7 Prozent. In der gleichen Zeit ist die Belastung der Pflegekräfte um fast ein Drittel (ca. 32 Prozent) gestiegen, gemessen an der Zahl der zu versorgenden Patientinnen.

Diese durch Ökonomisierung und Kürzung hergestellte Situation macht Beschäftigte und PatientInnen krank, statt gesellschaftlich zur Gesundung beizutragen.

Vor diesem Hintergrund haben Pflegekräfte und Gewerkschaften am Berliner Universitätsklinikum Charité, als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Bündnisses durch Bettenstreik eine Personalmindestausstattung erkämpft, die  tarifvertraglich verankert wurde. Damit sind die KollegInnen VorreiterInnen einer Bewegung für mehr Personal im Krankenhaus und ein Gesundheitswesen in öffentlicher Hand, welches die (präventive) Gesundheit der Bevölkerung statt Profite für Krankenhaus und Pharmakonzerne zum Ziel hat. Es folgten zahlreiche Streikbewegungen in unterschiedlichen Bundesländern mit breiter Unterstützung aus der Bevölkerung.

Weil die Bundesregierung auf diese starke Bewegung reagieren musste, setzte der „Bundesgesundheitsminister“ Hermann Gröhe (CDU) eine Kommission ein, welche einen Vorschlag zur Regelung der Personalsituation machen sollte. Als Hauptergebnis dieser Kommission wurde eine Stu die des Hamburger BWLProfessors Jonas Schreyögg vom Hamburg Centre for Healthcare und Health Economics angefertigt. Diese weist zwar einen Zusammenhang zwischen Personalmangel und „unerwünschten Effekten“ im Krankenhaus nach, sieht den Handlungsbedarf aber bundesweit (!) bei 1.222 – 1.315 bzw. 5.616 – 6.043 zusätzlichen PflegerInnen in 15 als „pflegeintensiv identifizierten Fachabteilungen“. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier politisch genehme Expertise zur Lähmung unangenehmer Kritik angefordert und geliefert wurde.

Vor diesem Hintergrund wollen wir auf unserer Veranstaltung einen sozialökonomischen Blick auf die Situation in den Krankenhäusern zwischen Gesundheit, DRGSystem, Ökonomisierung, Profitorientierung, Austeritätspolitik und Personalmangel werfen und Lösungen für diesen gesellschaftlichen Konflikt finden. Dabei steht auch die Frage im Mittelpunkt, welche gesellschaftliche Verantwortung Wissenschaft hat und wie sie beitragen kann zur Lösung dieser Probleme.

Hier auch als PDFPersonalsituation-im-Krankenhaus

Facebook-Link zur Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/122973901732997/